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Spurensuche über Grenzen hinweg

Wer sich den Internetauftritt der Stadt Liberec (www.liberec.cz) ansieht, wird aktuell auch einen Eintrag über den Empfang einer Delegation aus Nordwestmecklenburg finden. Denn Einwohner aus Dechow wurden im Rathaus der Stadt in der Tschechischen Republik durch den Ersten Stellvertreter des Bürgermeisters, Jirí Šolc, empfangen. Hintergrund ist eine Einladung durch den Verein Ostašov/Berzdorf (www.ostasov.eu) an den Förderverein der Gemeinde zu Dechow e.V. 

Begonnen hat alles im vergangenen Jahr, als Mitglieder des tschechischen Vereins sich an die Dechower wandten, ihnen bei dem Projekt "Reise in die Geschichte" zu helfen. Denn die rührigen Bewohner des Ortes am Fuße des Bergs Ješted (Jeschken) suchen nach ehemaligen Berzdorfern oder ihren Nachfahren. Sie wollten und wollen ihre eigene Geschichte aufarbeiten.

Teil jener Geschichte ist auch, dass im Dezember 1945 etwa 108 ehemalige Bewohner den Ort in der Nähe der Stadt Reichenberg verließen und sich im mecklenburgischen Dechow eine neue Heimat aufbauten. Von jenen ehemaligen Berzdorfern leben noch drei in Dechow. Einer von ihnen ist Karl Wachtel, der in seinen Aufzeichnungen "Den Jeschken immer im Blick" versucht hat, viele Erzählungen und gelebte Geschichte festzuhalten.

Im Herbst des vergangenen Jahres weilte bereits eine erste, kleine, Delegation aus Ostašov in Dechow. Mit Kurt Demuth reiste jetzt sogar einer der ehemaligen Berzdorfer wieder an den Ort seiner Kindheit. Und was die neunköpfige Delegation dort erwartete, hätte niemand der Teilnehmer auch nur in Ansätzen erahnen können.

"Unsere Begegnung mit dem dortigen Verein war überaus herzlich. Sie zeigten uns ihren Ort, ihre Kirche, Wohnhäuser von Karl Wachtel und Kurt Demuth, fuhren mit uns auf den Jeschken-Berg, zeigten uns typische Glasbläsereien, Museen, Teile der Altstadt von Liberec und ein traditionelles Dorf mit Blockhütten im Tal und mit einem Viadukt", sagte Christine Schulz, die jetzt ebenfalls in Tschechien weilte. Der Vorsitzende des Dechower Fördervereins, Bernhard Hotz, erinnerte während der gesamten Reise immer wieder auch daran, dass Dechow eine ähnliche Entwicklung durchlebt hat, wie sie derzeit in Ostašov vorzufinden ist. Die Mitglieder beider Vereine haben fast identische Vorstellungen vom Leben auf dem Land.

"Trotz der vielen Kilometer Entfernung hat sich unsere Freundschaft als unschlagbar und außergewöhnlich bewiesen, weil wir aus der gleichen Materie erschaffen sind", bewertete Ladislav Haidl, Initiator und Motor auf tschechischer Seite die jüngste Begegnung. Was den Dechowern vor Jahren ihr Dorfgemeinschaftshaus war, ist den Ostašovern heute eine kleine Kirche. Beide Gebäude wurden vor ihrem Verfall gerettet. Es ging und geht um den Erhalt dieser Kulturgüter. Darüber hinaus geht es aber auch darum, die Menschen durch unterschiedlichste Veranstaltungen, Ausstellungen oder Konzerte zusammenzubringen.

Die überreichte Spende von 1000 Euro an den Förderverein Ostašov setzt sich aus Geldern von Einwohnern und des Fördervereins Dechows zusammen und wurde mit Applaus entgegengenommen. Der Besuch brachte auch die Erkenntnis, diese herzlichen Gespräche fortzusetzen. Wenn es im kommenden Jahr dann im kleinen Ort am Röggeliner See Dobrý den! oder Srdecne vítáme vás heißt, werden sich die Dechower als ebenso würdige Gastgeber erweisen.


Reise nach Dechow

Text nur in tschechischer Sprache: HIER